Fischer auf dem Inle-See

Das ist ein typisches Touristen-Foto. Das einzige Foto für das ich etwas Geld bezahlt habe. Es ist ein Foto, wie man es in den Reiseführern häufig findet. Die Fischer - und der Mann auf dem Foto ist ein Fischer auf dem Inle-See - posieren speziell für die in Motorbooten vorbei-rauschenden Touristen und verdienen so wahrscheinlich mehr Geld am Tag als mit Fischen. Die Bootsführer der Touristenboote fahren dafür langsam auf das Boot mit den Fischern zu, dieser begibt sich in die Jagdpose, und man hat als Fotograf nur noch den Auslöser zu betätigen, um dieses typische Motiv einzufangen. Danach gleitet das Boot des Fischers an die Bordwand des Motorboots und ohne erklärende Worte wechseln ein paar Kyat den Besitzer. Das dies ein Gelderwerb ist, begreift man erst, als man über das Ganze noch einmal nachdenkt, denn im ersten Moment ist man so glücklich, dass man dieses schöne Motiv jetzt auch mit nach Hause nimmt. Deswegen auf den nächsten Seiten noch einige unverfälschte Bilder von den Fischern des Inle-Sees. Die Fischer am Inle-See fischen noch auf traditionelle Art und Weise. Mit einem langen Stab, meist aus Bambus, schlagen sie mit voller Wucht auf die Wasseroberfläche. Die Fische werden aufgeschreckt und in eine Richtung getrieben, wo schon andere Fischer auf sie warten. Der Fang wird dann geteilt. Die Schwierigkeit und Kunstfertigkeit besteht darin, dass Gleichgewicht mit dem schweren Stab in dem schmalen wackeligen Boot nicht zu verlieren. Doch auch hier ist natürlich bereits die moderne Technik eingezogen. Für Touristen heißt es meistens schnell von einer Sehenswürdigkeit zur anderen zu kommen, mit einem PS-starken Motor, der nicht die klare Luft mit seinen Abgasen verpestet, sondern auch die Ruhe des Sees zerstört. Wir opfern die Andacht des Sees der Sucht nach möglichst vielen neuen Eindrücken und verpassen so den eigentlichen Eindruck, die Schönheit des Sees. Das ist die traditionelle Fortbewegung mit dem Boot. Anders als (ich würde sagen überall auf der Welt) wird die Beinkraft und nicht die Kraft der Arme genutzt, um das Boot zu bewegen. Die Hand dient nur als Fixpunkt für das Paddel und um es wieder in die Ausgangsposition zu bringen. Es sieht sehr würdevoll aus, wie die Bootsmänner über den Inle-See mit ihren flachen Schollen ihre Frachten transportieren.
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